Geschichte - Numismatik mit Leidenschaft und Tradition
1871
Am 1. Februar 1871 brachte Adolph Hess das erste Heft der «Autographierten Numismatischen Correspondenz» heraus. Dieses Blatt war zugleich sein erster gedruckter Lagerkatalog. Seine erste Auktion enthielt bereits über 4’000 Lose.
Adolph Hess besass das seltene Talent, Fachwissen und Leidenschaft mit kaufmännischem Geschick zu verbinden. So wurden ihm zahlreiche und sehr bedeutende Sammlungen anvertraut, die er dann katalogisierte und äusserst erfolgreich versteigerte. Einige dieser alten Auktionskataloge sind noch heute wichtige Zitier- und Referenzwerke in der Numismatik:
- Slg. Montenuvo
- Slg. H. G. Gutekunst, «Kunstmedaillen und antike Münzen»
- Slg. M. Donebauer, «Böhmen»
- Slg. Reimann
1894
Diese Auktionen im 19. Jahrhundert legten den Grundstein für den Erfolg der Firma Adolph Hess, welcher noch weit ins 20. Jahrhundert und darüber hinaus anhielt.
Erich Cahn brachte die Verhältnisse einmal auf den Punkt: «Mit durchschnittlich 2 Auktionen pro Jahr setzte sich die Firma Adolph Hess damals quantitativ und qualitativ an die Spitze des deutschen Münzhandels und sollte diese Stellung noch über Jahrzehnte behalten.»
1894 verkaufte Adolph Hess seine Münzenhandlung an Louis Hamburger und dessen Schwiegersohn James Belmonte und die Erfolgsgeschichte der Firma ging als Adolph Hess Nachfolger weiter. Es kamen zahlreiche bedeutende und noch heute berühmte Sammlungen zur Versteigerung:
- Slg. Farina
- Slg. Dr. Friedrich
- Slg. Meyer-Gedanensis
- Slg. Isenbeck
- «Die Dubletten des Münzkabinetts Berlin»
- Slg. Dr. Killisch von Horn
- Slg. Alex
- Slg. Dr. Erbstein
- Slg. Horsky
- Slg. Graf Tolstoi
- und viele andere mehr
1910
Mit Dr. Hermann Feith trat 1910 ein hervorragender Kenner der Münzen des Altertums in die Firma ein. Dr. Feith gelang es, die Firma auch auf dem Gebiet der antiken Numismatik an die Spitze der Auktionshäuser zu bringen. Er führte die Firma durch den ersten Weltkrieg und bereits 1917 kam die bedeutende Sammlung Dr. M. Weygand zur Versteigerung. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs begann die «goldene» Zeit des Frankfurter Münzhandels und die Adolph Hess Nachfolger versteigerten die berühmten Sammlungen:
- Slg. Finger-Rumpf, «Frankfurter Münzen» (1918)
- Slg. Dr. E. Bahrfeldt, «Münzen des deutschen Mittelalters» (1921)
- Slg. A. Löbbecke, «Griechische und römische Münzen» (1926)
- Slg. Vogel, Bedeutende allgemeine Sammlung in 4 Teilen (ab 1927)
1927 – 1940
1927 trat Dr. Busso Peus als Experte für deutsche Münzen des Mittelalters und der Neuzeit in die Frankfurter Firma ein.
1929 kam Hermann Rosenberg dazu, ein Sohn des Numismatikers Sally Rosenberg. Die Stimmung in der Frankfurter Firma war gut, aber das politische Klima in Deutschland veränderte sich und die ersten Warnsignale wurden sichtbar.
Dr. Feith zog daraus seine Konsequenzen und gründete 1931 in weiser Voraussicht des drohenden Naziterrors eine Firma in der Schweiz und Hermann Rosenberg übernahm die Geschäftsführung der Adolph Hess AG in Luzern. Die Geschäftsbereiche der deutschen und der schweizerischen Firmen wurden aufgeteilt. Nach Luzern kamen die Abteilungen für antike Münzen und Münzen des europäischen Auslandes.
In Frankfurt blieb die Abteilung für deutsche Münzen unter der Führung von Dr. Busso Peus, dessen Namen die Firma im Zuge der «Arisierungsgesetzte» 1940 annehmen musste. Hier endet die Geschichte der Firma Adolph Hess auf deutschem Boden.
1940
Auf neutralem Schweizer Terrain ging die Erfolgsgeschichte der Firma Adolph Hess unter der Führung von Hermann Rosenberg weiter. Er verband die Firma zunächst mit der Wiener Kunsthandlung Gillhofer & Ranschburg, bis Adolf Hitler dieser Kooperation durch den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland ein Ende setzte. Trotz widriger Umstände gelang es der Adolph Hess AG, wichtige Sammlungen zu akquirieren und folgende bedeutende Auktionen wurden veranstaltet:
- Slg. Dr. E. J. Haeberlin, «Münzen der Römische Republik» 1933 mit A. E. Cahn
- Slg. Erzherzog Sigismund
- Slg. Otto
- Slg. E. A. Sydenham
- Slg. Trau
1954 – 1970
Hermann Rosenberg führte die Firma unbeschadet durch den 2. Weltkrieg und 1954 begann eine neue Ära des weltweiten Auktionserfolges. Die numismatische Abteilung der Bank Leu, Zürich unter Leo Mildenberg tat sich mit der Adolph Hess AG, Luzern zusammen und die beiden Firmen veranstalteten bis 1970 über 50 Gemeinschaftsauktionen von Weltrang:- Antike Münzen zum Andenken an Dr. Jacob Hirsch 1957
- Talersammlung Howard D. Gibbs I + II, 1957 und 1958
- Münzen der Hohenstauferzeit in 2 Teilen 1959 und 1960
- Römische Münzen – Sammlung ESR 1961
- Slg. Walter Niggeler 1965-1967 zusammen mit der Münzen & Medaillen AG, Basel
Diese Auktionen setzten numismatische Massstäbe und brachten der Arbeitsgemeinschaft Weltmarktführerschaft auf dem Gebiet der antiken Numismatik. 1970 verstarb Hermann Rosenberg und es gelang leider nicht, diesen Verlust adäquat zu ersetzen.
1989 – 2005
Erst als 1989 H. J. Schramm aus Giessen die Adolph Hess AG übernahm, wurde der Auktionsbetrieb wieder aufgenommen; es folgten 5 international beachtete Auktionen.
1995 trat Jean Paul Divo in die Firma ein und der Auktionsbetrieb wurde in der neu gegründeten Hess Divo AG weitergeführt. In dieser neuen Konstellation konnte an den Erfolg früherer Zeiten angeknüpft werden und zahlreiche bedeutende Sammlungen kamen zur Versteigerung:
- Slg. Azalea, «Monete di Savoia», Auktion 265, 1995
- Slg. M. Romanones, «Potuguese India & Mozambique», Auktion 269, 1996
- Slg. Kunio Koma, «Modern World Crowns», Auktion 275, 1998
- Slg. Leonidas C. Hermes, «Modern Greek Coins», Auktion 273, 1998
- «100 Raritäten», Auktion 278, 1999
- Slg. Hegibach, «Münzen und Medaillen von Zürich», Auktion 279, 1999
- Slg. Alexander Wild, «Münzen und Medaillen von Bern», Auktion 281, 1999
- Slg. K. Baumberger, «Goldmünzen der lateinischen Münzunion», Auktion 284, 2000
- Slg. L. R. Stack, «Monnaies Françaises», Auktion 293, 2002
Seit 2005
2005 übernahm Ulf Maria Künker aus Osnabrück die Geschäftsführung des Auktionshauses und ergänzte den Erfolg im neuzeitlichen Bereich um das traditionsreiche Geschäft der antiken Numismatik, welche seit 2007 wieder fester Bestandteil der Auktionen der Hess-Divo AG ist. Besonders nennenswert sind aus jüngerer Zeit folgende Auktionen:
- Slg. Nürnberg, «Eine bedeutende Sammlung aus Privatbesitz», Auktion 301, 2005
- Slg. Nürnberg, «700 Jahre Münzen & Medaillengeschichte der Stadt», Auktion 303, 2005
- Slg. Sekine, «Russische Münzen & Banknoten», Auktion 306, 2007
- The P. A. Collection of Ancient Coins, Auktion 307, 2007
- «Die numismatische Bibliothek A. Wild», Auktion 312, 2008 in Kooperation mit Künker
- Slg. «De la Tour» Teil 1: Mittelalter & Neuzeit, Auktion 313, 2009
- Slg. «De la Tour» Teil 2: Münzen der Antike, Auktion 314, 2009
- Slg. L. R. Stack, «Italian Renaissance Coins», Auktion 315, 2009
- «Die numismatische Bibliothek F. Sternberg», Auktion 316, 2009 in Kooperation mit Künker
- Slg. F. Wasserman, «European Rulers in Gold from Alexander the Great to Queen Victoria», Auktion 322, 2012 in Kooperation mit Künker
- Slg. L. Herold, «The Roman Portrait», Auktion 324, 2013
- Eine bedeutende Sammlung Lausanne, Auktion 328, 2015
- The famous Tensho Hishi Oban with a hammer of 1,1 Mio ! Auktion 328, 2015
- An important Collection of Classical Coins, Auktion 329, 2015
- The Gallia Collection of French Coins, Auktion 331, 2016
- A private Collection of Gold Coins of the Ottoman Empire, Auktion 332, 2017
- A Collection of Gold Coins of the Empire of Annam, Auktion 332, 2017
- The Galba Collection of Roman Coins, Auktion 333, 2017
- The Osaka Collection of Classical Coins, Auktion 334, 2018
- Schweizer Münzen aus der Sammlung Breguet, Auktion 334, 2018
- The de la Tour Collection of Coins of the Knights of St. John, Auktion 334, 2018
- Habsburger Münzen aus der Sammlung J.S. Moser, Auktion 334, 2018
- An important Collection of Classical Coins, Auktion 335, 2018
- The Kurt Hainz Collection of Gold Coins, Auktion 336, 2019
- Die Sammlung Henri L. Manera - Silbermünzen aus der Schweiz und der ganzen Welt, Auktion 337, 2019